v.l. Herwig Dust, Marion Horst, Alf Hauken, Karin Bremermann, Maren Groth-Ische

Mit „Ladykillers“ bringt die August-Hinrichs-Bühne in der neuen Spielzeit einen Klassiker der britischen Krimikomödie in Oldenburg auf die Bühne. Gewitzt gespielt macht das Zuschauen Freude.
1955 war’s, als das Stück „Ladykillers“ erstmals zu sehen war – ein Klassiker des britischen Humors, damals als Fernsehfilm auf der Schwarz-weißen Mattscheibe. Fast 70 Jahre ist das her. Dass man Stoff wie diesen erfolgreich entstauben, aufpolieren und gewitzt auf die Bühne bringen kann, hat wieder einmal die August-Hinrichs-Bühne unter Beweis gestellt. Am Wochenende feierte das Stück (Niederdeutsch von Christiane Ehlers und Cornelia Ehlers) unter der Regie von Gero Vierhuff vor ausverkauften Rängen im Kleinen Haus des Staatstheaters Premiere.

Charmant und schmierig

Im zitronengelben Outfit kommt Mrs. Wilberforce (Marion Horst) zur Tür herein, schon wieder hat man ihr bei der Polizeistation die Ufo-Sichtungen nicht geglaubt, beschwert sie sich bei ihrem Papagei Mr. Gordon. Allzu viel Zeit zum Ärgern bleibt aber nicht, denn kurze Zeit später steht ein Gast vor der Tür. Professor Marcus, charmant und schmierig gespielt von Alf Hauken, würde gerne das freie Zimmer im Haus der Kapitäns-Witwe mieten. Er und seine Musikerkollegen brauchen einen Raum zum Proben. Schnell stellt sich heraus, dass die Klänge von Boccherinis Streichquartett vom Plattenspieler kommen – und es sich nicht um Musiker, sondern Kriminelle handelt, die einen Banküberfall planen. Dabei spielt selbst Mrs. Wilberforce eine bedeutsame Rolle.

Sehenswertes Quartett

Allein das Gangster-Quartett aus Chef Professor Marcus (Hauken), dem etwas überforderten Dr. Courtney (Heiko Glowatzki), dem dusseligen Willie Knoten(Björn Müller) und dem leicht reizbaren Louis Harvey (Kristina Trey als fabelhafte Pate-Figur mit schickem Mafia-Schnauzbart) ist einfach sehenswert. Die passende Musik dazu transportiert das Flair der britischen Krimikomödie.

Bankräuber Harvey ist übrigens nicht die einzige divers besetzte Rolle, Theresa Rohde glänzt in kurzweiligen Auftritten als stoffeliger Polizist Mr. Thomas – dabei wird keinesfalls überzogen mit Geschlechterklischees gespielt. Ebenso wie Herwig Dust, der in der Damenrunde von Mrs. Wilberforce’ Freundinnen überzeugend die feine englische Dame  Madge Brindley gibt. Komplettiert wird die zauberhafte Gruppe von Gwendolyne Livingstone (Karin Bremermann), Harriet Plimshead (Maren Groth-Ische) und natürlich Mrs. Wilberforce selbst. Sie und ihre Freundinnen treffen sich einmal die Woche zum Tee trinken und Klönen – die Damen freuen sich sogleich über die hübschen Mannslü und nehmen die angeblichen Musiker in Beschlag – unfreiwillig lassen sich die Herren drücken und herzen.

Dampflok hinter Bühne

Einen besonderen Augenmerk verdient das Bühnenbild von „Ladykillers“, dabei verantwortlich zeichnete Marcel Weinand. Mrs. Wilberforce’ gemütliches Haus besteht erkennbar aus roten Ziegelsteinen, im Inneren dann die kleine, feine englische Stube samt Obergeschoss – dabei ist der Blick auf beide Etagen frei. Gewitzt umgesetzt ist die beschriebene Nähe zum Güterbahnhof: Denn das wird – so viel sei gesagt – nicht nur am lauten Pfeifen der Dampflok deutlich.

Allzu viel von der Handlung sollte nicht vorweggenommen werden – schließlich soll künftigen Besuchern die Spannung erhalten bleiben. Auf der Bühne greifen die Handlungen ineinander wie bei einem Uhrwerk, dabei waren bei der Premiere lediglich kleinste Unstimmigkeiten zu bemerken. Der Handlung auf Plattdeutsch zu folgen, ist durchaus auch für „Nicht-Muttersprachler“ möglich.

aus NWZ Oldenburg/Tonia Marie Hysky
Bild: Stephan Walzl