Was die Niederdeutsche Bühne Oldenburg mit einem Gewinnspiel zu tun hat. Und was die Laiendarsteller aufführen, wenn sie mal nicht in ihrem Wohnzimmer auftreten.

Oldenburg – Zwischen dem Theater und dem Glücksspiel Lotto gibt es kleine Verbindungen. Wie bei der Lotterie zahlen die Mitspieler, beim Theater die Besucher, vorab einen finanziellen Einsatz (die Tickets) und setzen auf eine bestimmte Aufführung, von der sie sich einen Gewinn versprechen; sie wollen bestmöglich unterhalten werden. In der kommenden Spielzeit 2025/2026 stehen wieder zwei niederdeutsche Schauspiele auf dem umfangreichen Programm, die der Verein „Niederdeutsche Bühne am Oldenburgischen Staatstheater“ aufführt.
Um Lotto geht es im ersten Stück „De leven Öllern“ (hochdeutsch: Die lieben Eltern). In dem Familienstück werden die drei erwachsenen Kinder von ihren Eltern einbestellt. Diese haben im Lotto gewonnen. Die Senioren entschließen sich, auszuwandern und ein Waisenhaus zu gründen. Es geht dabei um Fragen wie „Wie viel Geld braucht man zum Glück?“ oder „Was sind Eltern ihren Kindern schuldig?“. Den Inhalt könne jeder verstehen, auch wenn ihm Niederdeutsch nicht so geläufig ist, so Petra Bohlen, die wie stets die Stücke mit ihrem Vorstandsteam ausgesucht und mit den Profis am Staatstheater abgesprochen hat. Premiere ist am Sonntag, 2. November, im Kleinen Haus.
Schwarzer Humor
Mit schwarzem Humor geht es in der makabren Krimikomödie „Achtsam moorden“ (Achtsam morden) im kommenden Jahr weiter. Da wird ein Stück über ein aktuelles Thema mit Charakterzügen, die Norddeutsche ausmachen, verbunden. Die Gemengelage kreist um einen Rechtsanwalt, einen Großkriminellen, Fluchthilfe und konkurrierende Mafiabanden. Premiere ist am 1. Februar 2026 im Kleinen Haus. „Die Komödie ist für Menschen aller Altersklassen spannend“, verrät die Vereinsvorsitzende, die die Stücke mit ihrem Vorstandsteam und den Profis am Staatstheater ausgesucht hat.
Neben den beiden genannten Stücken hat die NDB noch weitere Kugeln in der Lostrommel, um im Bild zu bleiben. Es gibt eine Kooperation mit dem Stadt:Ensemble. Ging es in der zu Ende gehenden Spielzeit im Stück „Wo de Tied vergeiht“ um die Lebenszeit, steht diesmal das aktuelle Thema „Wahnen“ (Wohnen) im Blickpunkt. Für dieses Rechercheprojekt werden noch Mitspielende zwischen 16 und 99 Jahren gesucht, die sich mit dem Thema „Wohnen in der Stadt“ beschäftigen wollen: Architekten, Investoren, Wohngemeinschaften, Singles, Studierende, Senioren, Mieter, Hausmeister und vieles mehr. Premiere ist am 10. Mai 2026 im Kleinen Haus.
Gewinne, Gewinne
Abschließend noch die Erklärung, woher das Wort „Lotto“ stammt: Die Ursprünge des Spiels liegen – das Wort „Lotto“ (was so viel heißt wie Los, Anteil oder Schicksal) verrät – in Italien. Kaufleute aus Genua bestimmten im 15. Jahrhundert mit dem sogenannten „Lotto di Genova“ jedes Jahr ihre fünf Ratsmitglieder neu.
Dazu schrieben sie 90 Namen auf Zettel, von denen anschließend die benötigen fünf Namen gezogen wurden. Später wurden die Namen durch Zahlen ersetzt. Damit war das System „5 aus 90“ erfunden. Für den Spielplan der NDB Oldenburg gilt: Alles ansehen, es verspricht, immer ein Gewinn zu werden.
Was sonst noch wichtig ist
Die Niederdeutsche Bühne verlässt aber auch ab und ihr Wohnzimmer im Staatstheater und tourt durch die Region. In der neuen Spielzeit wird auch wieder das Stück „Schluck’s runner“ (Schluck es runter) aufgeführt. Darin geht es um toxische Männlichkeit. Diese Produktion kann in Bars und Kneipen gespielt werden. Nachfragen bei der Bühnenleiterin per Mail an [email protected]
Ein weiteres Format ist die Revue „Sabbeln, singen un sinneern“ mit Liedern, Lyrik und Döntjes. Gespielt wird diese im Heinrich-Kunst-Haus in Wiefelstede/Ofenerfeld. Zwei Termine sind bereits im Lostopf: am 28./29. November.
Was liegt der Vereinsvorsitzenden besonders am Herzen? „Ich wünsche mir, dass wir weiterhin so engagiert mit unserem kunterbunten Haufen aktiv sind. Es macht uns allen sehr viel Spaß“, sagt Petra Bohlen. „Wir freuen uns auch immer über neue Mitspieler. Und wir wollen den Austausch mit dem Studiengang Niederdeutsch an der Uni Oldenburg ausbauen.“
Hervorgegangen ist die Amateurbühne mit professionellem Anspruch aus der Späälkoppel des im Jahre 1921 gegründeten Ollnborger Kring. Zwei Jahre später wurde die Bühne an das damalige Oldenburgische Landestheater angegliedert; dem heutigen Oldenburgischen Staatstheater. Rund 60 Akteure sind auf der Bühne und hinter den Kulissen aktiv und kümmern sich um Spiel, Maske, Inspizienz, Requisite, Garderobe, Regieassistenz und Soufflage. Das Staatstheater steuert Licht und Technik bei. Und auch die Regisseure sind zumeist Profis.
aus: NWZ Online 25.5.25 / Text und Foto: Maik Michalski