Vor allem die schauspielerische Leistung der Darsteller begeisterte das Publikum.

Das Plattdeutsche gilt gemeinhin als bilderreiche, derbe, polterige Sprache – für leise, melancholische Zwischentöne scheint sie nicht unbedingt die ideale Ausdrucksform zu sein. Umso bemerkenswerter die Bühnenleistung des Theatervereins „De Plattdüütschen“: Zum Abschied von ihrer Spielstätte im Kasino in Friedrich-August-Hütte hat die Niederdeutsche Bühne Nordenham den Filmklassiker „Harold un Maude“ auf Plattdeutsch inszeniert. 

Ein ungleiches Paar, das sich doch viel zu geben hat: Harold und Maude in der Inszenierung der Plattdüütschen.

Große Herausforderung 

Bei der Premiere am Freitagabend wurde das Laienensemble für eine starke schauspielerische Leistung frenetisch gefeiert. Die Geschichte von „Harold and Maude“, eine ungewöhnliche Liebesbeziehung zwischen einem jungen Mann und einer deutlich älteren Frau, erlangte durch ihre Verfilmung Anfang der 1970er-Jahre Kultstatus. Das gleichnamige Theaterstück von Colin Higgins hatten Cornelia Ehlers und Jasper Brandis 2017 für eine Aufführung im Hamburger Ohnsorg-Theater für die Rolle der Maude ins Plattdeutsche übersetzt. Die Niederdeutsche Bühne Nordenham präsentiert die schwarze Komödie jedoch überwiegend auf Platt. 

Der Braker Heino Buerhoop hat alle Texte mit Ausnahme der der Maude, die hochdeutsch spricht, ins Oldenburger Plattdeutsch übersetzt. Für die „Plattdüütschen“ bedeutete dies eine besondere Herausforderung, denn für die meisten Laiendarsteller ist das Plattdeutsche nicht die Heimat-, sondern eher eine Fremdsprache. Doch unter der Regie von Frank Wittkowski aus Varel meistern sie diese Aufgabe bravourös.

Harold und Maude könnten unterschiedlicher nicht sein: Er ist ein todessüchtiger, neurotischer junger Mann aus gutem Hause, der die Verkupplungsversuche seiner Mutter mit inszenierten Selbstmorden untergräbt. Sie ist eine lebensfrohe und impulsive Neunundsiebzigjährige, die in gestohlenen Autos durch die Stadt rast und in einem Haus voller bizarrer Erinnerungsstücke am Rande der Stadt lebt. Aber Harold und Maude haben auch viel gemeinsam: Beide gehen gern auf Beerdigungen, beide scheren sich nicht um gesellschaftliche Konventionen und beide planen ihren baldigen Tod. Doch bevor sich der Kreis schließt, erlebt das Paar schwarzhumorige Situationen voll grotesker Komik, aber auch von melancholischer Poesie und Zärtlichkeit: eine Zeit des Lernens und der Liebe. 

Als Hauptdarsteller brillieren Gudrun Günterberg und Eric Stöver. Es scheint, als seien ihnen ihre Rollen buchstäblich auf den Leib geschrieben worden. Textsicher, ausdrucksstark, mit stets angepasster Mimik und Gestik sowie gesanglichen Qualitäten drücken sie der Inszenierung ihren Stempel auf. 

Hinter den Kulissen 

Ihr schauspielerisches Talent können in den anderen teils nur kurzen Rollen aber auch Nadine Pasel (Mutter), Sören Drebing (Onkel), Bastian Sieghold (Psychater), Bettina Müller (Pastor, Polizist), Katja Kramer (Candy), Melissa Hattermann (Edith Phern), Jane Kleidon (Sunshine) und Melanie Müller (Die Junge) zeigen. Dass diese schwarze Komödie mit viel Tiefgang, für so manchen Freund plattdeutscher Aufführungen durchaus eine schwer verdauliche Kost, auch bildnerisch richtig in Szene gesetzt wurde, dafür sorgten die Ton- und Lichttechniker Bastian Haase, Chris von Münster und André Michels sowie das von Heiko Cordes und Werner Scholz nach einem Design von Regisseur Frank Wittkowski erbauten Bühnenbild. Hinter den Kulissen sind die Maskenbildnerinnen Petra Wilks, Rabea Friedrichs und Ricarda Haase und die Inspizientinnen Elke Puhl, Tanja Memenga und Traute Funk an dem neuerlichen Erfolg der „Plattdüütschen“ beteiligt. Dazu trug auch Inessa Ostendorp als Souffleuse und Regieassistentin bei.

aus Zevener Zeitung / Rolf Bultmann