Von weihnachtlich über kriminell bis männlich-toxisch

Eine (nicht ganz) normale Familie eröffnet die Spielsaison der August-Hinrichs-Bühne im Oldenburger Staatstheater. Was die Zuschauer noch erwartet, erzählt Leiterin Petra Bohlen im Interview.

Es wird nicht nur weihnachtlich, sondern auch kriminell und männlich-toxisch: Am Sonntag startet die August-Hinrichs-Bühne in die neue Spielsaison. Leiterin Petra Bohlen freut sich nach der Coronazeit über bisschen zurückgewonnene Normalität.

Frage: Am Sonntag weihnachtet es bereits im Kleinen Haus: „All ünner en Dannenboom – Alle unter einer Tanne“ heißt die Aufführung. Was erwartet die Besucher?

Bohlen: Eine Familienkomödie unterm Tannenbaum, die berührt und amüsiert, dabei authentisch und warmherzig ist. Sie basiert auf dem gleichnamigen deutschen Kinofilm, ist aber eine Niederdeutsche Erstaufführung.

Frage: Warum ausgerechnet dieses Stück?

Bohlen: Wir wollten schon länger mal wieder ein Weihnachtsstück auf die Bühne bringen. Und wir hatten tatsächlich zunächst ein anderes Stück ins Auge gefasst, haben uns aber dagegen entschieden, denn es wäre im Ton deutlich schärfer gewesen als das jetzige. Unser Eindruck ist, dass die Menschen nach der Corona-Pandemie erst einmal ein bisschen umarmt werden wollen – wir holen sie mit „All ünner en Dannenboom“ da ab.

Frage: Wie oft wird das Stück aufgeführt?

Bohlen: Geplant sind zwölf Vorstellungen – die letzte für Anfang Januar. Dann passt die Weihnachtthematik auch nicht länger.

Frage: Womit geht es weiter?

Bohlen: Mit dem Krimi-Klassiker des schwarzen Humors: „Ladykillers“. Die Premiere wollten wir eigentlich schon vor zweieinhalb Jahren feiern – es war alles fertig. Und dann kam Corona. Dafür steht nun schon das Bühnenbild.

Frage: Apropos Corona: Ist im AHB-Ensemble wieder so etwas wie Normalität eingekehrt?

Bohlen: Ja. Zwei neue Inszenierungen im Kleinen Haus entsprechen noch nicht ganz dem üblichen Repertoire von drei Inszenierungen, die wir unseren Besuchern vor Corona geboten haben. Aber wir wagen im Frühsommer 2023 eine mobile Produktion, die an verschiedenen Spielstätten im Oldenburger Umland gezeigt werden soll. Da geht es um toxische Männlichkeit – präsentiert von drei Männern.

Frage: Das sind immerhin schon drei Stücke – wie gut sind Sie nach der Coronapause mit Ihrem ehrenamtlichen Ensemble personell aufgestellt?

Bohlen: Gut. Es gibt zurzeit keine Engpässe. Im Gegenteil, der Zulauf und das Interesse an Plattdeutsch ist ungebrochen groß. Wir haben für unsere Aufführungen in dieser Spielsaison auch keine Schauspieler von außerhalb dabei – so wie im vergangenen Jahr für das Stück „Teemlich beste Frünnen“. Für „All ünner en Dannenboom“ stehen ausschließlich unsere ehrenamtlichen Akteure zwischen 20 und Anfang 60 Jahren auf und hinter der Bühne, denn auch Inspizienz, Maske, Garberobe und Requisite betreuen wir selbst.

Frage: Und wie steht es um den Nachwuchs?

Bohlen: Auch prima. Unsere drei Platt’n’Studios sind sehr gut besucht. Nachwuchs für das Platt’n’Studio ab acht Jahren und aufwärts zu rekrutieren, ist ohnehin leicht: Kinder in dem Alter haben viel Spaß an der Sprache. Bei den Jugendlichen ab 14 Jahren wird es etwas schwieriger, aber auch da sind wir gut besetzt. Und bei den jungen Erwachsenen, die im Platt’n’Studio 16+ von unserer Dramaturgin Nora Hecker angeleitet werden, wird es wieder leichter. Nachwuchssorgen haben wir also keine, freuen uns aber immer über neue Gesichter.

Frage: Und planen Sie schon die Saison 2023/24?

Bohlen: Ja, da stecken wir bereits mittendrin. Denn im Jahr 2021 hätten wir eigentlich das 100-jährige Vereinsbestehen gefeiert. Coronabedingt sind aber alle Feierlichkeiten ausgefallen und das wollen wir nun nachholen – und zwar in der Spielsaison 2023/2024. Das AHB-Ensemble wird dann mal wieder ein eigenes Stück präsentieren.

Bild: Lukasz Lawicki

aus: NWZ Katja Lüers