Niederdeutsches Theater Aurich feiert seinen 100. Geburtstag. Ein Tag der offenen Tür im Haxtumer Speicher. Der Rückblick auf ein Kapitel der Bühnengeschichte fällt nüchtern aus.

Talkrunde auf der Bühne (von links): Moderator Ludger Abeln im Gespräch mit Albert Janssen, Johann Mühlenbrock, Dirk Tunder und Edda Dedekind.

“Platt ist cool“ – Das Motto einer Kampagne, mit der für den Erhalt der Regionalsprache geworben wird, ist beim Niederdeutschen Theater Aurich längst angekommen. Nachwuchsprobleme gibt es nach eigenem Bekunden kaum, obwohl die Bühne 2023 ihr 100-jähriges Jubiläum feiert. Bei der Geburtstagsfeier fand am Samstag ein Tag der offenen Tür im Haxtumer Speicher statt. Neben diversen Sketch-Einlagen gab es Talkrunden, die von Ludger Abeln moderiert wurden, und die Gäste durften einen Blick hinter die Kulissen werfen.

Anekdoten gibt es viele

Hintergrundinformationen inklusive köstliche Anekdoten lieferten die von Moderator Ludger Abeln geführten Talk-Runden, darunter mit Edda Dedekind, die seit 65 Jahren mit von der Partie ist. Sie erinnerte sich an ihre Live-Premiere als junges Mädchen vor Publikum. Ihr Auftritt war recht kurz. Sie durfte die Pause ansagen und das war’s. Immerhin bekam sie dafür jede Menge Applaus. Ihre erste größere Rolle bescherte ihr einen unfreiwilligen Lachfall, weil ihr Gegenüber versehentlich seinen aufgeklebten Schnurrbart verlor.
Albert Janssen feiert nächstes Jahr sein 75-jähriges Bühnenjubiläum, war über 40 Jahre Spölbaas und als solcher stets eng an den Sponsoren dran. „Wenn ich in Sparkasse zu tun hatte, bin ich meistens noch eben zum Chef rauf, um ihm über den Stand der Dinge zu berichten“, verriet Janssen am Samstag. „Damit hatte ich ihn auf unserer Seite. Heutzutage ist das wesentlich schwieriger geworden.“ 

Keine nostalgische Verklärung

Nostalgische Verklärung kam dem einstigen Spölbaas trotzdem nicht in den Sinn. „Die Stücke, die wir früher gespielt haben, könnten wir heute nicht mehr aufführen“, meinte Janssen. „Der Zuspruch, den wir mit den modernen Stücken haben, zeigt aber, dass wir damit auf richtigen Weg sind. Das finde ich gut so, und da stehe ich auch voll dahinter. Und ich freue mich, dass ich immer noch dazu gehöre.“ 

Backstage hinter der Bühne 

Tatsächlich stieß der Tag der offenen Tür auf positive Resonanz. Während draußen ein Getränkestand und eine Hüpfburg aufgebaut waren, gewährten die Theaterleute „backstage“ Einblicke in ihren umfangreichen Fundus. Das Angebot, sich schminken zu lassen, wurde vor allem von den jüngsten Gästen ausgiebig wahrgenommen. Außer Talkrunden wurden auf oder vor der Bühne kleine Sketche gezeigt. Zum Ausklang fand abends ein stimmungsvolles Konzert mit den drei Bands „Vathouse“, „Boom Family“ und „Roxx4You“ statt. 

Alte Fotos und Erinnerungen

Die langjährige Tradition wurde keineswegs ausgeblendet. Im Gegenteil, sowohl im Foyer als auch in den Nebenräumen waren Stellwände mit zahllosen alten Fotos, Zeitungsausschnitten und ähnlichem historischen Dokumenten aufgebaut. Eine Arbeitsgruppe hatte das Material im Vorfeld gesammelt, gesichtet und für den Tag der offenen Tür aufbereitet. Sogar Kopien von den Programmen der ganz frühen Stücke aus den 1920er Jahren waren dort zu sehen. Spätestens ab der Zeit nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges sind die meisten Inszenierungen der Auricher Spöldeel auch sehr gut auf Bildern dokumentiert. 

Neues Stück kommt Mitte Oktober 

Premiere für die nächste Inszenierung des Niederdeutschen Theaters Aurich ist am 14. Oktober 2023. Auf dem Programm steht das Lustspiel „De Verschriewung“ von Heinrich Behnken. Die Wahl für dieses Stück geschah nicht von ungefähr. Die Auricher Spöldeel hat es bereits 1923 in ihrem Gründungsjahr aufgeführt.

aus: NWZ Online Text und Foto: Werner Jürgens