Mit dem Konrad-Hansen-Preis prämiert der Bühnenbund Schleswig-Holstein die besten neuen Theaterstücke op Platt – egal ob Kabarett oder Drama, zum Lachen oder zum Weinen, für Erwachsene oder Jugendliche.
Mehr als 3.000 plattdeutsche Theatergruppen gibt es im Norden: die großen, professionellen Bühnen wie das Ohnsorg-Theater in Hamburg und die Fritz-Reuter-Bühne in Schwerin; vor allem aber hunderte kleine Amateurgruppen und -vereine. Und ob nun eine oder zehn Aufführungen im Jahr, ob Erwachsene oder Jugendliche auf der Bühne stehen, ob eigenes Theater oder Bühne im Dorfgemeinschaftshaus: alle Aktiven sind auf gute plattdeutsche Stücke angewiesen.
Ein abendfüllendes, neues Stück soll es sein
Um dieses Repertoire an niederdeutschen Stücken nicht nur lebendig zu halten, sondern auch weiter auszubauen, schreibt der Niederdeutsche Bühnenbund Schleswig-Holstein alle zwei Jahre den Konrad-Hansen-Preis aus. Gesucht werden neue, moderne, zeitgeistige Theaterstücke auf Niederdeutsch – und zwar originär in der Regionalsprache. Das heißt, eine Übersetzung von bestehenden Stücken ist ausgeschlossen. Der erste Platz wird mit 1.000 Euro prämiert, der zweite mit 500 Euro.
Mindestens 60 Minuten Spieldauer sollten die Stücke haben und man muss auch nicht alleine schreiben: Einreichungen von Gruppen und Autorengemeinschaften sind möglich. Zudem gibt es wieder einen Zusatzpreis für besonders gelungene Jugendstücke mit mindestens 30 Minuten Spieldauer, ebenfalls dotiert mit 500 Euro.
Schriftsteller Konrad Hansen ist berühmter Namensgeber des Preises
Benannt ist der Preis nach dem 2012 verstorbenen Schriftsteller, Intendanten und Regisseur Konrad Hansen. Er stehe mit seinen mehr als 30 Theaterstücken exemplarisch für modernes, qualitativ hochwertiges Theater, heißt es in der Ausschreibung des Bühnenbunds. Und die ist nicht auf Schleswig-Holstein beschränkt, im Gegenteil: mitmachen können alle, ganz unabhängig vom Wohnort. So gingen die Preise 2021 nach Kiel (Sofie Köhler, 1. Platz), Hamburg (Frank Grupe, 2. Platz) und Ganderkesee im Landkreis Oldenburg (Martina Brünjes, Sonderpreis Jugendstück).
Alle wollen das Siegerstück „Dörtig“ von Sofie Köhler spielen
Dass auch Newcomer und ihre Erstlingswerke eine Chance haben, hat bei der letzten Auflage Sofie Köhler bewiesen: den Hauptpreis gewann sie mit ihrem ersten Theaterstück überhaupt. Die junge Frau aus Kiel hatte zwar schon Kurzgeschichten und Prosatexte geschrieben, aber noch nie ein richtiges Stück mit Dialogen und Regieanweisungen. In der Coronazeit habe sie dann endlich die Gelegenheit dazu gehabt, erzählt sie: „Dann bin mal mutig gewesen, hab’s eingereicht – und ja, es hat zum Erfolg geführt.“
Und zu was für einem Erfolg! Denn ihr Stück „Dörtig“ wurde nach der Premiere an Sofies Heimatbühne in Kiel, wo sie auch selbst Darstellerin ist, zum Dauerbrenner: in dieser Spielzeit wird die Komödie allein in Schleswig-Holstein von vier verschiedenen Bühnen inszeniert. Außerdem wurde es schon in einer anderen Sprache adaptiert: mit „Drissig!“ spielte die Alemannische Bühne in Freiburg im vergangenen Jahr schon eine eigene Version.
Jetzt geht es in den Endspurt
Bis zum 15. Februar haben Autorinnen und Autoren nun noch Zeit, bis zu zwei Manuskripte unveröffentlichter Theaterstücke für den Konrad-Hansen-Preis einzureichen. Eine Jury bestehend aus Autoren, Theatermachern, Verlegern und Repräsentanten der niederdeutschen Sprache wählt dann die Preisträgerinnen und Preisträger aus.
Text: Lina Bande NDR