Im „Theater am Meer“ vereint das Ensemble Leidenschaft, Gemeinschaft und Plattdeutsch zu einem Schauspiel. Yannik Marschner und Arnold Preuß erzählen, was sie daran fasziniert.
Für Yannik Marschner (links) gehört die Bühne im „Theater am Meer“ in Wilhelmshaven seit zwei Jahrzehnten zu seinem Leben. Bereits mit zehn Jahren war er Mitglied der dortigen Theaterschule. Der 30-Jährige ist nicht nur Schauspieler, sondern auch für die Grafik und den Social-Media-Auftritt des Ensembles zuständig. Gemeinsam mit Arnold Preuß (rechts), dem Leiter des Theaters und seit 1973 im Ensemble, gibt er Einblicke in die Welt hinter den Kulissen.
Zeitaufwändiges Hobby
„Ich habe nie das Bedürfnis gehabt, aufzuhören“, erzählt Marschner und beschreibt, was ihn antreibt: „Das Schauspielern ist fordernd, aber die Ergebnisse geben einem die Kraft, weiterzumachen.“ Und dieser Enthusiasmus ist ansteckend. „Alle unsere Mitglieder haben Bock darauf“, ergänzt er. Fünf Stücke spielt das Ensemble pro Saison, davon vier auf Platt. Arnold Preuß erklärt: „Auf Plattdeutsch kannst du alles machen. Und unser bunter Spielplan spiegelt die Vielseitigkeit des Theaters wider. “
Für jedes dieser Stücke gibt es 20 Vorstellungen. Dazu kommen jeweils etwa 30 Proben. „Im Grunde haben wir eineinhalb Monate Pause im Jahr. Die übrige Zeit ist eigentlich immer etwas los“, sagt Marschner.
Die positiven Reaktionen des Publikums sind ein starker Antrieb. „Aber wer weiß, vielleicht sagt man uns einfach nicht, wenn etwas nicht gefallen hat“, bemerkt der 73-jährige Preuß mit einem Augenzwinkern. „Die Rückmeldungen geben uns den Mut, weiterzumachen“, stimmt Marschner zu.
Rund 100 Mitglieder
In dieser Spielzeit besteht das Ensemble aktuell aus 33 Doch das Theater lebt nicht nur von den Schauspielern. „Wir haben auch Mitglieder, die nie im Rampenlicht stehen“, betont Preuß. Requisiteure, Bühnenbildner und Servicekräfte – sie alle tragen zum Erfolg des Theaters bei. Rund 100 Mitglieder zählt das Ensemble, von denen die meisten ehrenamtlich arbeiten. Nur zwei von ihnen sind fest angestellt. „Jeder hat seinen Platz gefunden, wo er sich selbst verwirklichen kann“, lobt Preuß.
„Wie eine Familie“
Der Zusammenhalt innerhalb der Theatergemeinschaft ist außergewöhnlich. „Wir sind über viele Wochen im Jahr wie eine Familie“, sagt Preuß. Diese Geschlossenheit zeigte sich besonders während einer Spielpause, als das Ensemble gemeinsam das Theater renovierte. „Alle haben mit angepackt. Das war ein eindrucksvolles Zeichen für den Teamgeist“, erinnert sich Marschner. Preuß ergänzt: „Ohne so ein Ensemble kann ein Theater nicht funktionieren. Bei uns funktionieren alle diese Feinheiten zum Glück reibungslos und das macht alles sehr viel einfacher.“
Aber was macht das Theaterspielen so besonders? Für die meisten Menschen bedeutet es in erster Linie, sich zu verstellen und in eine andere Rolle zu schlüpfen. Für Marschner jedoch ist es weit mehr: „Es stärkt die eigene Persönlichkeit. Gerade junge Menschen merken schnell, wie sehr sie davon profitieren. Introvertierte Menschen werden offener und selbstbewusster.“ Arnold Preuß ergänzt: „Das Theater bietet die Möglichkeit, die eigene Komfortzone zu verlassen und Neues über sich selbst zu lernen.“ und Darstellern, darunter nur 13 Männer. „Uns fehlen männliche Darsteller in meinem Alter. Meist brauchen diese etwas mehr Anschub, um sich bei uns zu melden“, erklärt Marschner mit einem Lächeln. Dennoch ist er optimistisch: „Als ich anfing, waren wir nur zwei männliche Schauspieler. Wir wollen uns also nicht beschweren.“
aus: NWZ Online 9.12.24 Text und Foto: Fabian Reges