Was Plattdeutsch für den Huder Heinrich Caspers bedeutet – Laienschauspieler in Delmenhorst
Heinrich Caspers aus Hude feiert sein 50-jähriges Bühnenjubiläum im Niederdeutschen Theater Delmenhorst. Mit Plattdeutsch identifiziert sich der 75-Jährige. Was die Sprache für ihn bedeutet.
Heinrich Caspers, Jahrgang 1950, erblickte in Apen im Ammerland in bescheidenen familiären Verhältnissen das Licht der Welt – einer Welt der plattdeutschen Sprache. Kein Wunder, dass der junge „Heini“, wie jeder ihn nannte, schon in früher Kindheit die tiefe Zuneigung zu seiner geliebten plattdeutschen Sprache fand, denn sie war allgegenwärtig und ist es auch noch im heutigen Lebensmittelpunkt im Hause Caspers in Hude.
Der Zugang
Im elterlichen Zuhause war Plattdeutsch an der Tagesordnung und auch im Freundeskreis wurde fast immer Platt gesprochen – zumindest dort, wo Hochdeutsch nicht notwendig war. „Platt ist quasi meine erste Muttersprache“, sagt Caspers. „Das kommt mir auch heute noch so von den Lippen. Plattdeutsch gehört eben zu meiner Kindheit und eigentlich dem ganzen Leben“, sagt der gebürtige Ammerländer. Voller Leidenschaft gibt er deshalb die plattdeutsche Sprache an die junge Generation weiter.
1972 wurde Caspers als junger Vermessungsbeamter an das Katasteramt in Delmenhorst versetzt. Das kam ihm gerade recht, wusste er doch, dass in Delmenhorst noch Platt gesprochen wurde und dass sogar eine Niederdeutsche Bühne existierte – eine glückliche Fügung. Wo, wenn nicht auf einer niederdeutschen Bühne kann man Plattdeutsch besser pflegen? „Platt muss gesprochen werden und mit Leben erfüllt werden. Wir müssen uns um die Sprache bemühen, soll sie auch künftige Generationen genauso wie meine begeistern“, sieht es Caspers heute.
Für den Wahl-Huder war deshalb von Anfang an klar, sich bei der Bühne in Delmenhorst einzubringen. Daraus wurde eine Erfolgsgeschichte, denn während der Premiere zum Erfolgsstück „De Aantenkrieg“, die am vergangenen Wochenende stattfand, feierte Heinrich Caspers nicht nur sein 50-jähriges Bühnenjubiläum in Delmenhorst, sondern konnte den Wunsch erfüllen, nochmals die Rolle des Bürgermeisters Arthur Ohde zu spielen.
Die Anfänge
Ein Blick zurück: Seit 1973 besuchte Heinrich Caspers regelmäßig die Proben des Niederdeutschen Theaters und wurde für kleine Hilfsdienste eingesetzt. Riesig war die Freude, als im Sommer 1974 der damalige Spielleiter Wilhelm Brandt mit einem Rollenbuch vor Caspers’ Tür stand. Damit wurde er zum „Wachtmeister Schult“ im Stück „Frikadellen“ und stand mit der Premiere am 19. Oktober 1974 zum ersten Mal auf den Brettern des Niederdeutschen Theaters in Delmenhorst (NTD). Begeistert wurde er als neues Gesicht vom Publikum und den Verantwortlichen der Bühne aufgenommen. Man war überzeugt von seinen schauspielerischen Qualitäten. Der heute 75-Jährige hatte schon immer Lust zum Theater, „aber eine Lieblingsrolle habe ich nie gehabt“, zieht er Bilanz.
Die Erfolge
Obwohl es eigentlich Caspers’ Wunsch war, lustige, komödiantische Typen darzustellen, füllte er in den ersten Jahren die Rollen der jugendlichen Liebhaber aus. „Das ist in jungen Jahren auf den Bühnen so. Nicht immer können diese Rollen mit passenden Darstellern besetzt werden. Das ist ein großes Problem“, so Caspers. Aber die eine oder andere Charakterrolle gab es auch. Ein ganz großer Erfolg wurde beispielsweise das Schauspiel „Verreken di nich“ im Oktober 1987 oder 2001 der Obdachlose „Emil Schröpke“ in „Hartklabastern“. Die wahre Meisterleistung vollbrachte er im Oktober 2015 nur zehn Tage vor der Premiere, als er die Rolle des Operndirektors Heinrich Sanders in „Otello draf nich platzen“ plötzlich übernehmen musste. In den vergangenen 50 Jahren stand er in rund 60 Rollen auf der Bühne. Daneben leitete der Laiendarsteller ab 1993 den zweiten Vorsitz des Vereins und war von 2004 bis 2017 erster Vorsitzender. Nun ist er Ehrenvorsitzender.
Das Privatleben
Und was macht Heinrich Caspers im Rentnerdasein, wenn er gerade mal nicht auf der Bühne steht? Plattdeutsch sprechen mit seiner Frau Erika oder allen, die der Sprache mächtig sind. Dazu zählen auch der NTD-Vorsitzende Dirk Wieting und einige andere Mitglieder des NTD. Ansonsten ist Heinrich Caspers Lkw-Fahrer aus Leidenschaft und auch mit seinem Motorrad oder seinem historischen Traktor Deutz D30 unterwegs. Im Mittelpunkt steht die Familie mit seinen Kindern und Enkelkindern und Hündin Mara. Als Ehrenvorsitzender blickt Caspers auch in die Zukunft: „Wir müssen mit der Zeit gehen. Das geht auch mit Plattdeutsch.“
aus: NWZ ONLINE, 17.1.25 / Peter Kratzmann/ Foto: Peter Kratzmann