Ein voller Erfolg war die Premiere des Stückes „As in’n Heven“ auf der Niederdeutschen Bühne Neuenburg im Vereesnhuus.
Die Bühne präsentiert ein berührendes Schauspiel mit Gesang.
Der Applaus nach dem letzten Vorhang schien kein Ende zu nehmen. Das komplette Publikum stand, Frauen wie Männer wischten sich kleine Tränen aus den Augenwinkeln, Jubelrufe bestärkten den tosenden Beifall. Den Zuschauenden und Schauspielenden war klar, hier fand gerade etwas Großartiges statt.
„As in’n Heven“ von Kay Pollak, unter der Regie von Regisseur René Schack und der Regieassistenz von Anne Lüken, handelt von dem Star-Dirigenten Daniel Dareus (Bastian Warntjen), der ausgebrannt und vom Leben desillusioniert in sein Heimatdorf zurückkehrt, das er als Kind verlassen hat. Durch einen Zufall wird er auf den lokalen Kirchenchor aufmerksam und möchte sich dort mit seiner Kunst und Musik einbringen – sehr zum Missfallen des hiesigen Dorfpfarrers (Heiko Glowatzki), der Unruhe wittert.
Schauspiel und Gesang
Doch die Mitglieder des Kirchenchors lassen sich auf das Experiment ein und erfahren, wie die Kraft der Musik Emotionen aufbricht, die in der vermeintlich beschaulichen Dorfgemeinschaft lange verborgen blieben. Dareus, gezeichnet von seiner eigenen Biografie und der Hohlheit des Starkults, erlebt mit der jungen Lena (Anja Heyne) das erste Mal das Gefühl von wahrer Liebe und Zuneigung. Beflügelt von neuen Esprit wagen die Kirchenchormitglieder die Teilnahme an einem großen Gesangswettbewerb in Wien, doch den weiteren tragischen Verlauf können sie nicht stoppen.
Unter der musikalischen Leitung von Christel Spitzer und mit Unterstützung der Sänger von den „Go-Zet-Singers“ und des „Neuenburger Schlossgesang“ erklingen die Chorstücke intensiv und leidenschaftlich. Besonders das Lied „Gabriellas Song“ – live gesungen von Ellen Evers in der Rolle der Gabriella – aus dem gleichnamigen, Oscar-nominierten Kinofilm sorgte für Gänsehautmomente und berührte das Publikum tief. Ebenso beeindruckend war die einfühlsam verkörperte Figur des geistig beeinträchtigten Tore, dargestellt vom Nachwuchstalent Ihno Lübben.
Eindrucksvolle Darstellung
Die einzelnen Chormitglieder füllen ihre jeweiligen Rollen mit Leben und Persönlichkeit, die den Zuschauenden die Seele des Dorfes offenbaren. Besonders eindringlich ist Rolf Renken in der Rolle des gewalttätigen Ehemanns Conny von Gabriella, dessen Brutalität die Schwäche und Machtlosigkeit der Dorfgemeinde offenlegt. Die Dorfbewohner, anfangs noch skeptisch gegenüber dem Fremden aus der Großstadt, entwickeln sich im Laufe des Stücks zu einem echten Ensemble, in dem jeder seine Stimme findet. Regisseur Schack spielt in dieser Inszenierung meisterhaft mit der Spannung zwischen dem Streben nach Perfektion und dem menschlichen Bedürfnis nach Gemeinschaft und Verbundenheit.
Minimalistisches Bühnenbild
Das Bühnenbild ist minimalistisch und auf den Punkt gebracht. Einzelne Möbelstücke und Requisiten symbolisieren verschiedene Räume und konzentrieren sich ganz auf das Spiel. Geschickt eingesetzte Technik rundeten das Spiel perfekt ab. So wurde mit Unterstützung zahlreicher Helfer hinter der Bühne sowie zusätzlicher Statisten und der Souffleuse Hanna Fischer-Smit ein einzigartiges Stück geschaffen, das jedem Zuschauer sicher lange in Erinnerung bleiben wird.
Berührende Adaption
„As in’n Himmel“ ist eine berührende Theateradaption, die das Beste aus dem schwedischen Original übernimmt und gelungen ins Niederdeutsche umsetzt. Die Inszenierung vereint die heilende Kraft der Musik mit den universellen Themen von Liebe, Gemeinschaft und Vergebung und schafft es dabei, sowohl die Herzen der Zuschauer zu erreichen als auch dem Plattdeutschen alle Ehre zu erweisen. Eine Aufführung, die zum Nachdenken anregt und gleichzeitig einfach nur schön ist – auf Platt und teilweise Hochdeutsch – irgendwie ganz „wie im Himmel“.
aus: NWZ Online / Sylvia Jungenkrüger/ Bild NDT Neuenburg