Theaterstück bringt Zuschauerraum zum Kochen

Der Krieg als dunkle Figur: „De Theaterschool” beendet mit „Hapen“ die Spielzeit. Thematisch ging es um Sicherheit im Leben und die Angst zu versagen.

Die Unbekümmertheit der Theaterschüler verlangte den Zuschauern Respekt ab.
V.l.: Annika Gärtner, Emma Schmidt, Kristin Röben, Paula Herpel, Keana Meyer, Tessa Bienert, Rebecca Edel und Zoe Hokemeier. Bild: Dietmar Bökhaus

Die Premiere für das Theaterstück „Hapen” der Nachwuchsschmiede des Theaters am Meer in Wilhelmshaven, aufgeführt am Freitag, hat die Zuseher*innen von der ersten Minute an mitgerissen. Aber auch stilles Nachdenken durchflutete den Besucherraum des kleinen Zimmertheaters an der Kielerstraße mit den einzelnen Themen der jungen Schauspielergrade. Mit den Aufführungen in den kommenden Tagen beendet „De Theaterschool” gleichzeitig die Spielzeit 2021/22. Martina Brünjes hat das sehenswerte Stück geschriebenen und inszeniert. „Sie hat die Anregungen und Wünsche der jungen Ensemblemitglieder aufgegriffen und einige Szenen extra für die Wilhelmshavener Aufführung neu- bzw. umgeschrieben“, sagte Arnold Preuß als Theaterleiter. „Die Premiere ist dadurch gleichzeitig eine Niederdeutsche Erstaufführung“, so Preuß weiter.

Ohne Lampenfieber

Thematisch geht es um die Hoffnung, dass Freundschaften echt sind, dass man miteinander redet und nicht übereinander. Es geht um Sicherheit im Leben und Ängste zu versagen. Die Akteure, zum größten Teil das erste Mal vor Zuschauer aufgetreten, schienen überhaupt kein Lampenfieber zu haben. „Es scheint so, als wenn diese jungen Leute nie etwas anderes gemacht haben”, sagte ein Besucher. Die Unbekümmertheit verlangte den Zusehern Respekt ab, was man an den spontanen Beifallsbekundungen auch während der Vorführung merkte. Sie spielten die verschiedenen Szenen zum Teil theatralisch oder auch nachdenklich für den Zuseher, der dabei auch so manche Szene im eigenen Leben schon erlebt hat. So, wenn die Mutter keine Zeit hat, weil sie arbeiten muss und nur durch Spickzettel mit der Tochter kommuniziert. Einige Szenen sind eher komisch und zum Lachen, wie, wenn die beste Freundin nicht zuhört, weil sie mit dem Computer beschäftigt ist und über Instagram

Krieg als dunkle Figur

Tanzeinlagen der jungen Theatergarde wurden wie auch die gesangliche Leistung beklatscht und Probleme des Lebens still beobachtet, weil die Akteure auf der Bühne das reale Leben darstellten, so die Besucher nach der Vorstellung. Auch die grausamen Verbrechen während eines Krieges spielten die jungen Leute auf der Bühne durch. Der Krieg, als dunkle Figur dargestellt von Annika Gärtner, hatte die Macht über die Darsteller, die als Flüchtlinge zusammengekauert abwarteten, bis alles vorbei war. Absolute Stille im Saal während dieser Situation, die leider zur Realität in Europa geworden ist. „Wir hoffen, dass die Freundschaft echt ist, dass wir schnell aus peinlichen Situationen ’rauskommen, aber wir hoffen auch auf Frieden und Sicherheit“, sangen Leyan Besser, Sitara Arab, Tessa Bienert, Rebecca Edel, Felix Franke, Annika Gärtner, Paula Herpel, Zoe Hokemeier, Keana Meyer, Alessia Mohr, Kristin Röben, Emma Schmidt. Charlett Schweppe und Finjas Wachholz, die am Ende der Vorstellung nach minutenlangem Standing Ovationen noch eine Zugabe ablieferten. Die junge Garde des „Theater am Meer“ hat sich in die Herzen des Publikums gespielt und gesungen. Weitere Vorstellungen sind am 7., 8. 15. und 16. Juni, je um 20 Uhr. aus NWZ: Online