„(K)een Happy End“ Gitta Nörtker – Karl-Peter Frerichs

Wie gemein zwei Menschen sich doch streiten können!!! Das Ehepaar Reisinger zeigt im neuen Stück der Friesenbühne „(K)een Happy End“, wie tief man sich gegenseitig mit Worten verletzen, aber womöglich auch Positives daraus generieren kann. Da wird kein Thema ausgenommen – das Essen, das Schlafzimmer, das Schnarchen, die Statur, die Klamotten – kurz, es geht ans Eingemachte – auch im Detail. Da wird über Wortbetonungen verhandelt, über die Ernährung eines Hundes, über Deko-Artikel.
Und dann kommt der Moment, der auf Messers Schneide balanciert, in dem die Geschichte zu kippen scheint und sich das Ehepaar in Scheidung wieder annähert. Die scheinbare Harmonie ist aber nur von kurzer Dauer, bis eine Idee Raum greift. Wie es dann weitergeht, soll nicht verraten werden, um den Spaß für die kommenden Veranstaltungen nicht zu trüben. Doch eines ist sicher – in dieser Geschichte steckt vermutlich viel Wahres. Und so dient das Publikum dann zeitweilig als Gegenpart zum Bühnengeschehen. „Das haben Sie doch sicher auch schon mal erlebt“, kommt es von oben. Hoffentlich nicht, denkt man sich und schaudert bei dem Gedanken, dass es womöglich bei vielen Scheidungswilligen so zugeht wie im Zwei-Personen-Stück der Friesenbühne.

Regisseurin Birgit Frerichs hat den Zweiakter als amüsantes Scharmützel inszeniert. Gitta Nörtkerund Karl-Peter Frerichs schenken sich als Johanna und Andreas Reisinger nichts. Sie sind mit Geschick für die Rollen ausgewählt worden, denn sie sind als Bühnenpaar bestens aufeinander eingespielt, ihre Interaktionen passten genau ins Profil eines streitsüchtigen Ehepaares und umfassten nicht nur das kesse Haudrauf und die fiesen Gemeinheiten, sondern auch die subtileren Emotionen und die stillen Kontaktversuche, die Verlegenheit so mancher Situation und die freudige Lösungsfindung. Beim unerbittlichen Duell Frau gegen Mann und umgekehrt sind sie gleichwertige Partner-Feinde. Bühnenerfahren und textsicher wie die beiden nun einmal sind, ist es ein Vergnügen, sie beim Versuch einer Ehe-Abrechnung zu beobachten und den Fortgang ihrer Geschichte als Paar mitzuerleben.

Birgit Frerichs führte eingangs in den Abend ein und verwies dabei auf ein bemerkenswertes Detail in der plattdeutschen Sprache. Die Begriffe „Mann“ und „Frau“ haben denselben Artikel „de“. Somit entfalle in dieser Sprache das Gendern. Da haben „Mannlüü“ und „Froolüü“ doch immerhin dieselben grammatischen Ausgangsbedingungen.
Die kleine Bühne im „Lüttje Huus“ wurde zu einer lichten, aber grundsätzlich unpersönlichen Ferienwohnung, ein letztes Domizil fernab von Verkehr und anderen Menschen. Auf dieser Insel der Abrechnung gestalteten die beiden Spieler die Hölle einer scheiternden Beziehung – oder doch nicht? Der Titel des Stückes „(K)een Happy End“ hält alle Möglichkeiten offen. Sehen Sie selbst!

► Die nächsten Termine im Lüttje Huus in der Brückstraße: Sa. 22. April 20 Uhr, So. 23. April 16 Uhr, Do. 27.April bis Sa. 29. April je 20 Uhr, So, 30. April 16 Uhr, Do. 4. Mai bis Sa 6. Mai je 20 Uhr, So. 7. Mai 16 Uhr

aus: Kultur in Emden Text: wag. Foto: Bühne